Foto: ©Ibraimo Alberto

Ibraimo Alberto kam als 18-Jähriger aus Mosambik in die DDR. Dort arbeitete er in einem Fleischkombinat, nach der Wende wurde er Ausländerbeauftragter im brandenburgischen Schwedt. Befreundet war Alberto mit Manuel Diogo, einem Mosambikaner, der in einem Sägewerk arbeitete. Im Juni 1986 verbrachten die beiden das Wochenende zusammen in Berlin, dann musste Diogo mit dem Zug zurückfahren. Die Zugführerin sah ihn später im Abteil mit geschlossenen Augen, vermeintlich schlafend, berichtet die Stasi in einem dem »nd« vorliegenden Bericht. An seinem Ziel kam der junge Vertragsarbeiter nie an. »Todesfall unter verdächtigen Umständen«, notiert der Geheimdienst. Nahe Borne wird Diogo leblos im Gleis aufgefunden. »Person vermutlich durch ein Eisenbahnfahrzeug überfahren«, heißt es lapidar. Und: »Hinweise auf Auseinandersetzungen mit anderen Personen liegen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht vor.« Der Unfall eines Betrunkenen, so die Erzählung.

Speziell im Fall Diogo ist die Rekonstruktion der Geschehnisse schwierig. Der Historiker Ulrich van der Heyden verteidigt öffentlich die DDR-Ermittler und deren Ergebnisse, etwa kürzlich in dieser Zeitung. Ibraimo Alberto und viele andere sind hingegen davon überzeugt, dass Diogo von Nazis umgebracht wurde. »Ich war damals Gruppenleiter und wurde zusammen mit anderen in die mosambikanische Botschaft geladen«, erzählt Alberto dem »nd«. »Dort sagte man uns, wir haben wieder einen Mosambikaner verloren. Er sei im Zug verprügelt und aus dem Zug geworfen worden.« Der Historiker Harry Waibel stimmt ihm zu. »Stasi und Volkspolizei haben nie untersucht, wie dieser leblose Mann aus dem fahrenden Zug gekommen war. Dieser Mord wurde dann offiziell als ›Unfall‹ getarnt.« Dass sich Neonazis im selben Zug befanden, wisse man aus Erzählungen von mitreisenden Kollegen, so Waibel. Das MDR-Team stützt seine Aussage.

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